Tastplastiken

Tactiles. Eine Werkreihe von Cornelius Kolig aus den 1970-er Jahren. (1 min., 2022; Video © Peter Putz, ewigesarchiv.at)

„Das ist aus der Reihe der Tastobjekte, wo ich mir einfach überlegt habe, dass die Kunst eigentlich bisher nur optisch funktioniert und eigentlich das Haptische ausspart oder das Olfaktorische und dass eigentlich mehr dazugehört zur Natur, als nur das Schauen. Es gehört das Fühlen dazu, Temperatur, Oberfläche fühlen, das gehört zur Realität mit dazu. Also einfach ein vielsinnliches Erlebnis, als nur aufs Optische beschränkt.“ sagte Cornelius Kolig vor einigen Wochen, im Juni 2022, bei einer Führung durch sein Paradies in Vorderberg in Kärnten, die für mein in Arbeit befindliches neues Video „Cornelius Kolig führt durchs Paradies“ aufgezeichnet wurde. 

„Koligs Maschinen sind, Kritisches wie Spielerisches-Hedonistisches in gleichem Maße vereinend, technisch ungemein präzise gefertigt. Der plastische Effekt, das Miteinander der Materialien ist mit großer Sorgfalt beachtet worden und dokumentiert Koligs Faszination gegenüber der „perfekten, industriell gefertigten“ Maschine.

„Tactiles“ sind Reizspender, welche die verschiedensten Formen des Berührens, des Begreifens und Begriffenwerdens, der Druck-, Geruchs-, Temperatur-, Feuchtigkeits- und Reizstromvermittlung wie in einem utopischen science-fiction Massagesalon bereithalten. Die Maschinen erlösen den Betrachter aus seiner passiven Rolle als Zuseher und laden ihn ein, seine Hände zu gebrauchen. Sie simulieren Reize und erinnern an Reize, sie präparieren (das auch) in einer von Reizen überfluteten zivilisatorischen Weit, in der die einzelnen Reize schnell konsumiert und kaum erfahren werden, einzelne Erfahrungen heraus und vermitteln sie.

Peter Weiermair

in: „Cornelius Kolig, Tactiles“, Verlag Allerheiligenpresse, Innsbruck 1977